30.7.07

Vortrag von Johannes Gerloff 24.07.07 Teil I

Israel, eine Großmacht mit dem Rücken zur Wand

Ist Israel ein Großmacht?
Israel ist nicht mehr der kleine David, der sich gegen eine Übermacht von Feinden zur Wehr setzten muss. Israel steht zur Zeit ganz anderen unlösbaren Problemen gegenüber. Dennoch ist die Tatsache nicht zu übersehen, dass das Land Israel gesegnet ist:

a) die Natur: große Schwärme von Zugvögeln ziehen über Israel.
b) die Gesellschaft: die Gesellschaft setzt sich aus Menschen, aus mehr als hundert verschiedenen Nationen zusammen.
c) die Wirtschaft: Israel hatte im vergangenen Jahr, trotz des Krieges, ein Wirtschaftswachstum von 5% (weniger in der Landwirtschaft, als vielmehr im High-Tec Bereich).
d) das Militär: Das Militär ist stärker denn je. Israelisch Generäle sagen: „es gibt heute im Nahen Osten keinen Staat mehr
, der die Existenz des jüdischen Staates auf konventionelle Art gefährden könnte“.

In Europa wie auch in Israel selbst herrscht die Meinung vor, dass Israel den 2. Libanonkrieg verloren hat. Aber es gibt Analytiker, Akademiker und Journalisten in Israel, die das ganz anders sehen. Trotz mehrerer Fehlschläge, die nicht bekannt geworden sind, hat Israel grandiose Militärschläge ausgeführt, die ebenfalls kaum bekannt sind, wie z. Bsp., am 13. Juli in 5 Min. mehr als 90% der Mittelstreckenraketen, die sog. Silsal-Raketen, der Hisbollah auszuschalten, der es übrigens nicht gelungen ist, eine einzige dieser Raketen auf Israel abzuschießen.

Der Sperrwall ist eine der, inzwischen berühmtesten, militärischen Maßnahmen, die verhindern, dass Übergriffe, Anschläge und Kriegshandlungen von Seiten der Terrororganisationen enorm nachgelassen haben und in Israel eine einladende Ruhe herrscht. Es ist noch ein Geheimnis, dass der Zaun auch ein wirtschaftlicher Erfolg für Israel ist, denn diese Hightec Sperranlage wird weltweit vermarktet: USA, Indien, Europäische Staaten, die Kurden haben Interesse an dieser Technik der Abtrennung.

Warum steht dennoch Israel mit dem Rücken zur Wand? Ein Ende des jüdischen Staates ist heute wieder denkbar, was der frühere Chef des Inlands-Geheimdienstes „Shabak“ Avi Dichter bestätigt, indem er sagt: „Ich habe heute erstmals ernsthafte Sorge um den Fortbestand des jüdischen Staates“. Warum? Die heutigen Herausforderungen liegen nicht im militärischen Bereich, sondern in der demographischen Entwicklung im Land zwischen Jordan und Mittelmeer. Es leben dort heute genauso viele Juden, wie Nichtjuden. Die Israelis fragen sich, wie können sie ein jüdischer Staat und eine Demokratie bleiben, ohne ein Apartheid als Minderheit im eigenen Land heraufzubeschwören. Israelische Familien haben im Schnitt drei, arabische Familien 8 Kinder.

Fazit: Israel wünscht sich zusammen mit den USA, der EU und Russland, sehnlichst, dass ein palästinensischer Staat entsteht. Die einzigen, die das nicht wollen, sind die Palästinenser selber. Sie haben gewusst, was sie wollten, als sie die Hamas in die Regierung gewählt haben. Israel möchte heute Gebiete abgeben, das Land los werden, um die Palästinenser los zu werden.

Auch der palästinensische Terror ist ein Problem. Der Sperrzaun ist langfristig nicht die Lösung. Er ist bildlich gesprochen, der Deckel, der auf den Topf gepresst wird, weil er überkochen will. Anstatt immer bessere Mechanismen zu entwickeln, die den Topf am Überkochen hindern sollen, sollte man das Gas abstellen – sprich: die Ursachen und Motivation des Terrors angehen. Was treibt die Männer als Selbstmordattentäter freiwillig in den Tod zu gehen? Die Palästinenser haben unter allen Völkern im Nahen Osten den höchsten Bildungsstandard und die Araber, die zur Hamas gehören, sind die Bildungselite des palästinensischen Volkes. Die Terroristen geben Gründe so an: nicht, weil sie keine Hoffnung haben, sondern weil sie Hoffnung haben, gehen sie in den Tod. Wir Christen haben das verloren, denn wir haben das Leben zu lieb.

Was soll eine israelische Regierung, was soll irgendeine Regierung gegen eine solche Motivation machen? Wir in Deutschland stecken gegenüber dieser Situation den Kopf in den Sand.

Das Problem mit dem Iran, dessen Führer mit allen Mitteln die Ankunft des moslemischen Messias herbeiführen will, indem er ein Harmageddon provoziert, ist ebenfalls im Moment nicht lösbar, auch militärisch nicht. Auch die USA hat keine Lösung, mit einem Mann, der die Konfrontation regelrecht sucht und auf dem Weg ist, die Atombombe zu bekommen.

Zusammenfassung aus dem Vortrag v. Johannes Gerloff am 24.07.2007 Christuskirche, Reutlingen

Keine Kommentare: