9.2.14

Mehr Christen in Israel

Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, in dem die christliche Gemeinschaft wächst. - (kh.)

Die Zahl der Christen stieg im vergangenen Jahr von 158 000 auf 161 000, so das Büro für Statistik. 
Dies macht zwar nur rund zwei Prozent der Bevölkerung aus, aber im Gegensatz zu Nordafrika und dem Nahen Osten insgesamt steigt hier die Zahl der Christen. Von den israelischen Christen sind rund 80 Prozent Araber, die restlichen 20 Prozent sind überwiegend Einwanderer aus der ehemaligen Sowietunion. 

Nazareth
Die Städte mit den größten christlichen Gemeinden sind Nazareth (22 400), Haifa (14 600) und Jerusalem (11 900). 
Laut der Statistik haben Christen mit 2,2 Kindern pro Frau im Durchschnitt weniger Nachwuchs als Juden (3,0) und Moslems (3,6) - im Vergleich dazu liegt die Geburtenrate in Deutschland bei 1,36. 
Die christlich arabische Bevölkerung in Israel verzeichnet die besten Abiturergebnisse: 63 Prozent der Christen bestanden die Prüfungen 2010 im Vergleich zu 58 Prozent der jüdischen und 46 Prozent der muslimischen Schulabgänger.

Aus: factum / Ausgabe 1/14 (www.factum-magazin.ch) 

7.2.14

Heftiger Streit um den Status der israelischen Christen

Sollen israelische Christen mit arabischer Muttersprache als eigenständige Minderheit anerkannt werden, getrennt von den Arabern muslimischen Glaubens? 
Um diese Frage wurde im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit des israelischen Parlaments heftig gestritten. Die Debatte wurde durch eine Gesetzesinitiative des Abgeordneten Yariv Levin (Likud-Partei) ausgelöst.

 Nach seinen Vorstellungen haben die christlichen Araber Anspruch auf eine eigenständige Vertretung in Gemeinderäten und anderen Gremien. Die muslimischen Parlamentsabgeordneten reagierten entsetzt und verärgert.

Levin hatte zuvor in einem Interview erläutert, seine Gesetzesinitative sei sinnvoll, „weil wir (Juden) viele Gemeinsamkeiten mit den Christen haben. Das sind unsere natürlichen Verbündeten, und sie sind ein Gegengewicht zu den Muslimen, die unser Land von innen heraus zerstören wollen.“
Die arabischen Knesset-Abgeordneten waren aufgebracht. „Levin will die arabische Öffentlichkeit auseinanderdividieren, die ohnehin schon unterdrückt wird. 
Wir sind doch nicht seine Sklaven“, rief der Abgeordnete Jamal Zahalka (arabische Balad-Partei).

 Seine Parteifreundin Hanin Zoabi (Foto) meinte, das Gesetz führe zu einer wachsenden Feindlichkeit der Araber gegenüber Israel.

Der Ausschuss hörte auch den nordisraelischen Christen Shadi Halul an. Er setzt sich dafür ein, dass junge Christen mit arabischer Muttersprache in der Armee dienen. Dabei verweist er auf ihr aramäisches Erbe, das viel bedeutender sei als eine aufgezwungene arabische Identität. „Ich bin stolz, ein Christ zu sein“, unterstrich Halul, „wir haben das Recht auf Selbstbestimmung.“ Halul zeigte auf die muslimischen Abgeordneten und riet dem Ausschuss: „Hören Sie nicht auf diese Rassisten!“

Hanin Zoabi beschimpfte Halul daraufhin als Feigling. Er solle diese Botschaft auf den Straßen von Nazareth verkünden, dort würde er von den örtlichen Muslimen und Christen mit anderer Auffassung „die passende Antwort erhalten.“ Die kaum verhüllte Drohung führte zum Rauswurf Zoabis aus der Anhörung.
Israelische Knesset
 Tatsächlich haben Halul und seine Freunde keine Scheu, in den christlichen Dörfern für Loyalität zum israelischen Staat zu werben. Sie werden seither von Muslimen bedroht. Doch immer mehr junge Leute hören auf ihre Botschaft und verabschieden sich von dem Hass, der ihnen durch ihre angebliche „arabische Identität“ vermittelt wurde.

israelheute

4.2.14

Evangelikale haben es besonders schwer


Christen spielen in der islamischen Welt eine immer geringere Rolle. Das gilt besonders für die Palästinensergebiete. Während sie im Gaza-Streifen starker Islamisierung durch die herrschende radikal-islamische Hamas ausgesetzt sind, leben sie freilich im Raum Bethlehem, dem Geburtsort Jesu Christi, noch in einer „brüchigen“ Koexistenz mit der islamischen Umgebung. 

Das berichtet der Politikwissenschaftler Prof. Heinz Theisen (Köln) in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ (Freiburg). Besonders schwer haben es nach seinen Angaben die zahlreicher werdenden Evangelikalen im Heiligen Land. Nicht nur ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben, würden mit dem Tode bedroht, sondern auch ihre Missionare. Theisen: „Während die traditionellen Kirchen eine Art Bestandsschutz genießen, können die Evangelikalen darauf nicht vertrauen." Einer ihrer Pastoren im Raum Bethlehem erhalte ständig Morddrohungen. 

Evangelikale haben es besonders schwer
Prof. Heinz Theisen
Der Anteil der Christen unter den Palästinensern ist laut Theisen drastisch gesunken. Um 1900 seien noch etwa 30 Prozent der Palästinenser Christen gewesen. Heute stellten sie nur weniger als 1,4 Prozent der Bevölkerung. Im früher christlich geprägten Bethlehem sei ihr Anteil von 80 Prozent auf 28,2 Prozent gesunken und im gesamten Distrikt einschließlich der Flüchtlingslager auf 12,7 Prozent. 

Diese Zahlen erklärten sich nicht einfach aus der israelischen Besatzung. Vielmehr müsse man sie im Rahmen des Auszugs der Christen aus dem gesamten Nahen Osten sehen.

In Bethlehem spiegele sich die Vielfalt des Christentums. Dazu gehörten orientalisch orthodoxe Kirchen, katholische Kirchen des Ostens sowie evangelische Kirchen und freikirchliche Vereinigungen. Sie lebten trotz einer „oft mangelnden Solidarität“ nebeneinander. 

Auch für das Zusammenleben mit Muslimen gebe es Spielregeln. Dabei spiele Bethlehem eine Sonderrolle. Die Pilger und Touristen böten auch Muslimen ein Einkommen. Christen würden mit Toleranz und Respekt belohnt. Im Gaza-Streifen gelte dies für die etwa 3.000 Christen unter 1,5 Millionen Muslimen nicht. Schon Schulkinder würden auf den islamischen Kurs eingeschworen; Mädchen müssten in der Schule islamische Kleidung tragen.

Nach Theisens Einschätzung wäre der von den Palästinensern geforderte eigene Nationalstaat für die Christen „katastrophal“. Die Machtkonflikte zwischen Säkularisten und Islamisten, die bisher durch die Teilung von Westjordanland und Gaza eingedämmt würden, würden dann ungebremst ausgetragen. Die internationalen Hilfen würden zurückgehen, und der Staat wäre – so Theisen – „mangels jeder Kontrolle noch korrupter als die Autonomiebehörden“. 

Sein Fazit: „Je mehr die Nationalstaaten im Nahen Osten in inneren Bürgerkriegen zerfallen, desto vorsichtiger sollten die Palästinenser bezüglich ihres eigenen Staates sein.“  
 
 idea