16.3.08

Jemand wartet


Am 12. Juli 2006 stand Karnit, Ehud Goldwassers Ehefrau seit gerade mal einem Jahr, in der Küche in ihrem Haus in Haifa und bereitete das Essen zu, in Erwartung der Rückkehr ihres vom Armeedienst beurlaubten Mannes. Im Radio wurde kurz darauf von einem Überfall auf israelische Soldaten an der Grenze zum Libanon berichtet, worauf Karnit mit ihrem Mann per SMS Kontakt aufzunehmen versuchte. Später standen Soldaten vor ihrer Tür und eröffneten ihr, dass ihr Mann von der Hisbollah entführt, oder tot sei. Da beginnt die Welt still zu stehen. In der Welt der Karnit Goldwasser tritt eine scharfe Wende ein.


An jenem Mittwoch attackieren Hisbollah-Guerillas an der israelisch-libanesischen Grenze zwei israelische Humvee-Militärfahrzeuge, erschießen acht Soldaten und entführen zwei israelische Militärs.

Nun kämpft die 32-jährige, tapfere Frau darum, das tragische Schicksal ihres Mannes in der ganzen Welt in Erinnerung zu halten und hofft, immer noch irgendein Lebenszeichen von Udi zu bekommen.

Sie reist in viele Länder, spricht auf Versammlungen, mit Regierungsvertretern, mit den Ranghöchsten in der UN und lässt es nicht unversucht, sogar die Terroristen der Hisbollah direkt aufzufordern, dieser unerträglichen Situation ein Ende zu machen. Und sie betet. Sie betet jeden Tag, dass Gott ihr ihren Udi unversehrt wiederbringen möge.

Immer wieder spekulieren Israels Medien darüber, ob Udi die Verletzungen des Hisbollah-Angriffs überhaupt überleben konnte. Immer wieder sagt Karnit, sie wolle kein Mitleid, sondern Klarheit. Viele in Israel finden, Premier Ehud Olmert kümmere sich nicht genügend um die entführten Soldaten. Karnit schweigt dazu, sagt einzig: “Es gibt den Satz in Israel: einer für alle, alle für einen. Wenn die Politiker das vergessen, wird niemand mehr in die Armee gehen.”

"Mischehu" – “Jemand”, nennen die Goldwassers ihren Hund. Den Husky-Mischling hatten Karnit und Udi in den Ferien gefunden, als sie noch zusammen Ferien planten. Heute ist “Jemand” der einzige männliche Bewohner des Hauses.




ממעמקים קראתיך יהוה

אדני שמעה בקולי


Aus den Tiefen rufe ich zu dir, Herr,

Herr, höre meine Stimme.
Lass deine Ohren meiner flehenden Stimme zuhören.
Wenn du die Vergehen anrechnest, Herr,
wer wird bestehen?
Denn bei dir ist Vergebung -
um deiner Gebote willen.
Psalm 130

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