Eine Ende Februar vom israelischen Parlament Knesset verabschiedete Gesetzreform definiere den Status palästinensisch-arabischer Christen im Staat Israel »gegen ihren eigenen Willen«, erklärte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf.
Auch der frühere Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbach, und der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, kritisierten eine "Unterscheidung zwischen christlichen und muslimischen Palästinensern".
Hintergrund ist die Änderung bei der Besetzung einer Regierungskommission für gleiche Chancen bei der Arbeitsplatzvergabe. Bislang waren fünf benachteiligte Bevölkerungsgruppen durch jeweils einen Vertreter in der Kommission vertreten.
Künftig sollen zehn Gruppen repräsentiert werden, davon drei separate für die arabische Bevölkerung: Christen, Drusen und Muslime.
Tsiona Koenig-Yair, Vorsitzende der Kommission, lehnt die Reform ab, die sie als "künstlich" empfindet. "Die Araber haben sich bisher gesamt um die arabische Bevölkerung gekümmert", erklärte sie am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst. Es gäbe keinen Grund das künftig anders zu handhaben.
Der Likud-Abgeordnete Jariv Levin, der die Reform initiierte, macht keinen Hehl daraus, genau das zu beabsichtigen.
"Dies ist ein historischer Schritt", kommentierte Levin, der weitere Reformen plant. Ziel ist "uns (Juden) mit den Christen zu verbinden, und ich achte sorgsam darauf, sie nicht Araber zu nennen, denn sie sind keine Araber". Mit den Christen habe man vieles gemein. "Sie sind unsere natürlichen Verbündeten, ein Gegengewicht zu den Muslimen, die unser Land von innen zerstören wollen."
Mit der Rechtsreform ändert sich für Israels Christen konkret kaum etwas.
Doch zum ersten Mal in der Geschichte des Staates Israel wird die arabische Bevölkerungsgruppe mit zweierlei Maß gemessen. Bislang schien kein Zweifel darüber zu bestehen, dass sich die Christen selbst als Teil der arabischen Gruppe empfinden. Beide Religionen gehörten bei der Staatsgründung zur selben Schicksalsgemeinschaft.
Die jüdische Führung wiederum machte umgekehrt keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen.
Anstatt eine Aufspaltung zu fördern, sollte die Knesset "Barrieren abreißen, die die Menschen aufgrund ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit voneinander trennen", forderten jetzt Kirchenvertreter.
Auch die derzeit von Politikern erwogene Wehrpflicht für Christen stößt auf Widerstand. "Die Christen sind stolzer Teil der arabischen Nation und des palästinensischen Volkes", erklärte ein christlicher Knesset-Abgeordnete.
UK UnsereKirche Evangelistische Zeitung für Westfalen und Lippe
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