7.3.13

Neuer Dokumentarfilm für Oskar vorgeschlagen: "The Gatekeepers"

Hier eine kompetente Analyse mit kritischen Überlegungen, was der neue Dokumentarfilm mit dem deutschen Titel "Töte zuerst" beinhaltet und was er wohl für eine Botschaft verbreiten will. 
Was nur in einem demokratischen Land mit einer funktionierenden Meinungsfreiheit und einer offenen Gesellschaft möglich ist, die fähig ist, in allen Bereichen alles kritisch zu hinterfragen, würde man bei den Palästinensern oder in jedem arabischen Land vergeblich zu hören versuchen. Dass Staatsführer, Militärchefs oder Autoritätspersonen in den Israel feindlich gesinnten Ländern ihre Taten kritisch begutachten, anzweifeln oder gar eine öffentliche Bloßstellung zulassen bzw. mitmachen, ist schlicht undenkbar.
Mit gründlichem Hinterfragen, Richtigstellungen von Falschaussagen und seiner qualifizierten Meinung gibt Ulrich W. Sahm einen Überblick.

Schon der deutsche Titel des Films „Töte zuerst“ des israelischen Regisseurs Dror Moreh, stimmt nachdenklich. Erstmals melden sich sechs ehemalige Chefs des Inlandsgeheimdienstes „Schin Beth“ vor der Kamera zu Wort, um über ihre Fehler und die moralische Problematik ihrer Teils schmutzigen und moralisch umstrittenen Arbeit zu sprechen. Ursprünglich hieß der Film auf Englisch „The Gatekeepers“ (Torwächter). Der Koproduzent NDR beschloss jedoch, ein halbes Zitat von Geheimdienstchef Avi Dichter als Titel zu verwenden. Jedoch lautet das komplette Zitat aus dem Talmud: „Wenn jemand kommt, dich zu töten, steh auf, und töte ihn zuerst." 
Das ist die klassische Definition von Notwehr, wie sie auch im deutschen Grundgesetz verankert ist und für jeden deutschen Polizisten gilt.
Gleiches gilt auch für Militär und Geheimdienste. Sie haben die Aufgabe die Bürger ihres Staates zu beschützen. Und wenn die mit Gewalt angegriffen werden, ist es oft unumgänglich, selber Gewalt anzuwenden.  

Neben diesem verkürzten und deshalb verfälschenden Titels des für den Oskar vorgeschlagen „Dokumentarfilms“ muss man sich fragen, was der Film bezweckte. Jenen, die fern von Israel leben und den israelischen Geheimdienst wohl für eine Verbrecherorganisation halten, liefert der Film eine billige Bestätigung für Israel als Staat, der vermeintlich palästinensischen Terror provoziert und selber schuld am mangelndem Frieden und den eigenen Toten trägt. Doch zeigt dieser Film eher einen Staat mit Geheimdienstchefs, für die Moral der höchste Wert ist und gerade deshalb kehren sie die eigenen Fehler hervor. 

Wer die mit manipulierten historischen Filmdokumenten dargestellten Ereignisse verfolgt oder gar miterlebt hat, erfährt nichts Neues über die gezielt herausgepickten Pannen und Skandalaffären des Geheimdienstes. So ist willkürlich 1967 als Ausgangspunkt ausgewählt worden. Geschickt wird ausgeblendet, dass palästinensischer Terror und arabische Kriege gegen Israel und seine jüdische Bevölkerung schon vor 1967 existierten. 


Im Vorspann werden nur Gaza und das Westjordanland thematisiert, obgleich Israel 1967 auch die ägyptische Sinaihalbinsel und die syrischen Golanhöhen eroberte, wo auch Menschen leben. Gar kein Thema sind die in Israel lebenden Araber, die heute zwanzig Prozent der Bevölkerung ausmachen. Wiederholt stellten auch sie ein akutes „Sicherheitsproblem“ dar, indem sogar arabische Knesset-Abgeordnete wie Asmi Bischara gemeinsame Sache mit dem Feind machten. 
Ebenso blendet der Film den weltweiten Antisemitismus und islamistische Vernichtungsaufrufe und Träume gegen Israel aus.
Der Film enthält sogar faktische Ungenauigkeiten. Im dramatischen Ton eines historischen Nachrichtensprechers von 1967 wird da verkündet: „Plötzlich gelangten eine Million Palästinenser unter israelische Kontrolle“. Das ist eine anachronistische Formulierung, denn diese Araber wurden frühestens ab 1968 als „Palästinenser“ bezeichnet.


Avraham Schalom, Jaakov Peri, Karmi Gilon, Ami Ajalon, Avi Dichter und Juval Diskin sind die sechs ehemaligen Geheimdienstchefs, die in den Film aussagen.

Die Geheimdienstchefs beklagten mit politisch gefärbter Kritik an der Regierung und dem Parlament, dass „alle“ Mitglieder eines rechtsgerichteten jüdischen Terrorrings vorzeitig begnadigt worden seien. So soll dem ahnungslosen Zuschauer weis gemacht werden, dass die israelischen Regierungen selbst mit Verbrechern unter den Siedlern gemeinsame Sache machen. Doch auch das ist faktisch falsch. Nicht nur sitzt der Rabinmörder weiterhin im Gefängnis. Auch Ami Popper oder Jona Abrushmi, die aus politischen Motiven Araber ermordet haben, sitzen weiterhin hinter Gittern, während der Staat Israel Hunderte arabische Massenmörder, teilweise nach nur kurzer Haftstrafe freiließ, im Rahmen von Gefangenenaustauschs. Darüber fällt in dem Film kein einziges Wort.
Im Film werden Peinlichkeiten thematisiert, wie Soldaten, die mangels Arabischkenntnissen während einer Volkszählung den Arabern an der Haustür erklären: „Wir sind gekommen, Euch zu kastrieren“, anstatt korrekt zu sagen: „Wir wollen euch zählen.“ Ein wenig Humor heitert so das ernste Thema ein wenig auf.
 

Gewiss ist es pikant, mit Geheimdienstchefs über Moral und „Grenzen der Legalität“ zu philosophieren. Andererseits ist die Masche der Geheimdienstler etwas plump, die Fehler und Missstände auf ihre ehemaligen Vorgesetzten, nämlich die jeweiligen Regierungschefs abzuschieben.
Natürlich ist es positiv, wenn Geheimdienstagenten über „außergerichtliche Hinrichtungen“ nachdenken.

Am Ende muss man sich fragen, was die selbstkritischen Geheimdienstchefs bezweckten, wenn sie mit ihren Vorgesetzten, den Ministerpräsidenten, abrechneten, die Pannen und eigenen Fehler hervorkehrten und dann auch noch politische Ratschläge erteilten. 

Hier kann man den Film bis Ende März  anschauen: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/799280_reportage-dokumentation/13639142_dokumentarfilm-im-ersten-toete-zuerst-der
ebenso auf ARTE : http://videos.arte.tv/de/videos/toete-zuerst--7351110.html 

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