Christen und messianische Juden - Ihr Stand, ihre Probleme, ihre Wünsche, ihre Ansichten
16.9.08
Reise nach Israel - Teil 2
Teil II - Jerusalem
Auf der Highway 6 nach Süden geht es weiter und am Mittwoch abend treffen wir in Jerusalem ein. Am Straßenrand, den Berg zur Stadt hinauf, leuchtet ganz groß ein Schriftzug: 60 Jahre Israel. Da bin ich allerdings während der Fahrt mit der Kamera nicht schnell genug. Ein Kribbeln geht durch mich wenn ich diese Stadt erblicke. Und nun im Wirrwarr der Straßen immer dem Zeichen „Old City“ folgen, denn wir werden bei einer Verwandten in der Altstadt, in der Nähe des Neuen Tores übernachten.
Ach, Jerusalem, wie sehr hat es sich verändert! Vieles wirkt so fremd auf mich und doch ist alles so vertraut, als wäre ich nur Tage weggewesen. Fast alle Straßen sind neu befestigt worden, viele Straßen dazugekommen, neue Gebäude, und dann die neue Brücke, die vom Spanier Calatrava entworfene 118 Meter hohe „Brigde of Strings“, die wie eine Harfe sich über die Ez Chaim Anhöhe bei der Central Bus Station neigt.
Hier in der goldenen Stadt steht auf dem Programm: „Yad Va Shem“ - Die Gedenkstätte ist 2005 erneuert und erweitert worden und das Areal ist so groß, dass man auch an einer anderen Stelle als dem eigentlichen Eingang anfangen kann, je nach dem wo man parkt. Das Museumsgebäude ist eigentlich ein prismenartiges Dreieick, wobei der größte Teil unter der Erde liegt und nur die Glasspitze zu sehen ist, was sehr schön plastisch darstellt, was gemeint ist, wenn wir von der Spitze des Eisberges reden, wenn wir von einer Tragik nur einen kleinen Teil erahnen. Wenn man sich Kopfhörer kauft, um sich an jeder Station in der eigenen Landesprache Erklärungen anzuhören, dann tut man gut daran, gleich am Anfang etwas schneller voranzukommen, ob wohl jede kleine Einheit für sich hochinteressant ist. Man merkt, nachdem man schon Stunden am Hören, Schauen und Weiterschreiten war, dass man erst etwas über die Hälfte der ganzen Gedenkausstellung geschafft hat. Besonders hat mich beeindruckt, was die Absicht von Yad va Shem (Erinnerung und Name) ist. Jedes einzelnenen Menschen, der im Holocaust umkam, soll gedacht werden, indem man versucht über jedes Schiksal zu recherchieren, bis alle Namen gefunden sind und jeder Person die Würde und die Erinnerung wiedergegeben werden kann. Und das ist genau das, wozu der Mensch nicht fähig ist, was aber Gott tut: er kennt jeden Menschen beim Namen und hat die Haare auf seinem Kopf gezählt. Das ist seine Liebe.
Der obligatorische Rundgang auf der Mauer der Altstadt vermittelt einen klaren Überblick über die vier Bezirke innen, das armenische und jüdische Viertel, und nach Norden das christliche und moslemische Viertel, sowie einige Ansichten der Neustadt Jerusalems. Vor dem Jaffa-Tor, dem Startpunkt, sieht es jetzt sehr modern aus. Einen ziemlich großen Platz mit Bäumen und Sitzgelegenheiten sieht man gleich, wenn man aus dem Tor herauskommt und der führt auf breiten Stufen hinunter zu der Einkaufspassage, einem „Kanjion“, wie sie jetzt überall in Israel zum Shoppen und zum Bummeln einladen, die zum Teil neu, zum Teil die früheren Gebäude mit einbeziehend direkt in die Neutstadt führt. Die Einkaufspassage und die vielbefahrene Hativat Jerushalaijm liegen tiefer als die Spazierpromenade, die wie gehabt an der Mauer entlang führt.
Man sieht nur noch die mit Grün angelegten Terassen, die den Restaurants des Kanijon für ihre Außensitzpläte dienen. Die Hativat Jerushalaijm die am Jaffator abknickt, führt in einen Tunnel, der nach Norden, herum um das Neue Tor bis zum Damaskustor geht. Das ist jedoch nicht alles, was sich verändert hat. Wenn man sich wundert, warum viele Straßen einen aufgerissenen Mittelstreifen haben in dem gebaut wird (vor allem in der Jaffastraße), dann kriegt man die Erklärung in der Chaim Bar Lev Straße Richtung Beit Hannina im Norden. Dort werden bereits Schienen auf die Mittelstreifen verlegt, denn man höre und staune: eine Straßenbahn soll von Norden nach Süden durch ganz Jerusalem fahren. Mir ist bei meiner Stadtmauerwanderung aufgefallen, dass die Westseite der Stadt gepflegt aussieht, während die christlich/moslemische Hälfte, je weiter man läuft, umso schmutziger und unwegsamer wird. So ist auch der Stadtteil im Norden beim Damaskustor: verwitterte Wege und Straßen, auf denen Abfall liegt, dreckig, staubig, laut, voller hupender Autos und zu vieler Menschen. Am Ende, in der Nähe des Felsendoms, hört der Pfad auf der Mauer ganz plötzlich auf und man findet erst nach einigem Suchen den Abstieg von der hohen Mauer. Ich komme durch die Via Dolorosa, den Muristan Square und die David Street wieder bis zum Jaffator.
Es ist mit nichts zu vergeichen, durch diesen Basar zu gehen. Im christlichen Viertel nahe der griechisch-orthodoxen Ecke hat Johnny Ozgul seine Werkstatt, wo er Silberschmuck aus altem Besteck und allerlei Ketten mit biblischen Motiven anfertigt. Meine Empfehlung, wenn es mal um ein ausgefallenes Geschenk geht!
Tage später rufe ich Jürgen Bühler von der ICEJ (International Christian Embassy Jerusalem) an. Wir vereinbaren ein Treffen. Weil er, ein vielbeschäftigter Mann, nur wenig Zeit für mich hat, werde ich von seiner netten Sekretärin Brigitte Weghaus herumgeführt und lasse mir die Arbeit der Christlichen Botschaft erklären. Die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem ist seit 1980 dort tätig, um Christen aus aller Welt zu vertreten, die den Zionismus aus biblischer Sicht und Israel unterstützen und Messianischen Gemeinden im Land geistliche, tatkräftige und auch finanzielle Unterstützung zu geben. Ich lerne Judith Setz, eine Holländerin, kennen, die dort für die Sozialabteilung zuständig ist. Wir plaudern über die Schwierigkeiten der Botschaft sich in noch mehr Bereichen und Gebieten einzusetzten, da der arabisch-israelische Konflikt andere Voraussetzungen schafft und Hilfe und Unterstützung nicht überall möglich macht. Von Brigitte bekomme ich einige wichtige Kontakte, wie den zu Maron Raheb, Karen Dunham und die Gemeinden, bei denen ich bei nächster Gelegenheit den Gottesdienst besuchen will.
Die „King Of Kings“ Gemeinde veranstaltet ihre Gottesdienste im Untergeschoss des Binjian Klal, eines hohen Bürogebäudes in der Jaffastraße. Der Saal des alten Kinos ist ideal für den Lobpreis, denn in der Mitte hängt die große Leinwand, auf die die Texte der Lieder erscheinen. So ist denn auch Lobpreis und Predigt von Pastor Wayne Hilsden sehr abgerundet.
Christ Church beim Jaffa Tor
Der dritte Gottesdienst, den in ich, auch ein Tipp von Brigitte, in der letzten Woche erlebe, findet ebenfalls in dem Hochhaus in der Jaffastr. statt; diesmal ganz oben im 14. Stock, von wo man eine herrliche Aussicht auf die Weststadt hat. Shimon Nahum, ein Jude, der sich bekehrt hat, nachdem er von seiner Drogensucht befreit worden war, leitet die „Kingdom Ministries Jerusalem“ mit großem Eifer und ansteckender Begeisterung. Die Faszination, seiner Predigt zuzuhören, wird dadurch noch gesteigert, dass er in zwei Sprachen predigt, indem er bei jedem Satz zwischen hebräisch und englisch hin und her springt, sich quasi selbst übersetzt. Da die kleine messianische Gemeinde jetzt nicht mehr in den Räumen im Binjian Klal bleiben kann, wird die Weiterentwicklung dieses Projekts eines unserer Gebetsanliegen sein.
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