28.1.13

Internationaler Holocaust Gedenktag

Warum begehen wir am 27. Januar in unseren Gemeinden diesen Gedenktag? Weil es alle christlichen Gemeinden und Kirchen tun, und wir uns verpflichtet fühlen, mitzumachen? Auf jeden Fall ist es für uns anders als in anderen Ländern. In Deutschland wird es immer ein wichtiges Element bleiben, weil wir im Land der Täter leben. Aber Gedenken um des Gedenken willens ist nur ein Ritual.

2007 sagte der damalige Europakommissar Jan Figel anlässlich des Holocaustgedenktages in Brüssel: „Der Holocaust ist nicht nur eine Tragödie die in der Vergangenheit geschah, sondern etwas woran man immer wieder erinnert werden muss, um nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“.
Ich meine auch, heute gehört zum Gedenken auch das Mahnen und den Blick auf die Gegenwart zu lenken.

Wie steht es um unser Land?
Im vergangenen Jahr fand eine Umfrage durch das Magazin Focus heraus, das jeder 5. Deutsche unter 30 Jahren keine Ahnung hat, was Auschwitz eigentlich war. Was wissen wir Deutschen über den Holocaust? Haben wir die Vergangenheit bewältigt? Können bei uns Juden wieder in Frieden leben uns sich bei uns wieder wohlfühlen? Ist in unserer Gesellschaft Hass gegen Juden ausgemerzt? Und das Land der Juden – Israel? Besteht eine gute Beziehung zwischen Deutschland und Israel?

Die Fragen lassen sich Gott sei Dank nicht mit einem klare NEIN, aber leider auch nicht mit einem klaren JA beantworten. Solange auf deutschen Schulhöfen „Jude“ als Schimpfwort gilt, Menschen beleidigt oder gar angegriffen werden, weil sie als Juden zu erkennen sind, ist solange in Kirchen und in intellektuellen Kreisen hochmütige Moralprediger einseitige Kritik dem Staat Israel gegenüber äußern und helfen, dass alte Ressentiments wieder wachgerufen werden und Antisemitismus begünstigt wird, und solange nicht mal vor Boykottaufrufen gegen israelische Waren haltgemacht wird, solange steht es nicht so gut um unser Land.

Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ Das Wort Gottes an Abraham gerichtet, sollten eigentlich wir Nationen uns zu Herzen nehmen.

Wir Christen können diesen Gedenktag nützen, um für unser Land zu beten, dass Gott Gnade hat, dass die Bevölkerung ihre Ressentiments überwindet und eine Liebe zu Israel aufkeimt.

Wir können für unsere Regierung beten, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidungen auf christlichen Werten beruhen lassen und sich zu Israel stellen, auch dann, wenn ihnen das Schicksal der Palästinenser wichtig ist. Wir können für die Christen im Land beten, dass Israel ein Thema in den Gemeinden wird. Wir können vor allem auch für die Medien beten, dass sie durch eine gerechte, ungefärbte möglichst wahrheitsgemäße Berichterstattung ein unverfälschtes Bild über Israel verbreiten. Haben doch die Medien sehr viel Macht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und damit zu fördern, ob Israel verflucht oder gesegnet wird.

Es gehört Mut dazu, sich gegen die allgemeine Meinung zu stellen, leider ist es heute auch mutig, Juden oder Israel zu verteidigen. Heute wie damals, zur Zeit des Dritten Reiches. Nur dass man heute höchstens Angst haben muss, seine Zuhörer oder seinen Ruf zu verlieren. Damals musste man Angst haben, seine Freiheit oder sein Leben zu verlieren.
Ein Beispiel von einem Menschen, der damals keine Angst hatte, Juden zu verteidigen, möchte ich hier vorstellen.


Es dreht sich um Otto Mörike und seine Frau Gertrud.

Er war Pfarrer in der Evangelischen Kirche und Mitglied im Reichsbruderrat der Bekennenden Kirche von Württemberg. Der Bruderrat half Juden und stellte ihnen Zufluchtsorte zur Verfügung.

Mörike stellte sich von Anfang an den Nazis entgegen. Er und seine Frau Gertrud verfassten regimekritische Aufsätze gegen Hitlers Politik.
Währen andere schwiegen, beklagte Otto Mörike auch immer wieder öffentlich die Existenz der Konzentrationslager und die Verbrechen, die die Gestapo ungestraft beging. Die Aggression der Regierung gegen die Kirche und den christlichen Glauben, sowie auch die Abschaffung einer gerechten Gerichtsbarkeit und der Verfall jeglicher Moral, sah Mörike als Beginn einer Entwicklung voraus, die Verdammung von Gott auf sich ziehen würde und damit auch die Zerstörung des Landes.

Er erntete für diese Äußerungen zweimal Angriffe einer wütenden Menschenmenge, die von SA Leuten angeführt wurde. Er wurde schwer misshandelt bevor er inhaftiert wurde. Seine Stellung als Pfarrer in Kirchheim/Teck verlor er danach.

Im November 1943, versteckten Otto und seine Frau das jüdische Ehepaar Max und Karoline Krakauer in ihrem Haus in Flacht, zusammen mit einem verletzten Pflegekind, ihren eigenen fünf Kindern und noch weiteren Personen. Um jeglichen Verdacht von sich abzulenken, trat Mörike mit dem jüdischen Paar in der Öffentlichkeit auf und erklärte allen, sie seien aus Berlin geflohene arische Bekannte.

   Max und Karoline Krakauer
Die Krakauers konnten ohne Meldung bei der Polizei nicht länger als vier Wochen in Flacht bleiben, aber Mörike fühlte sich verantwortlich für das Paar und organisierte bis zum Ende des Krieges andere geheime Unterkünfte für sie.

Am 3. Nov. 1970 beschloss die israelische Organisation „Yad Vashem“, Otto und Gertraud Mörike als Gerechte unter den Völkern anzuerkennen.

1 Kommentar:

Stefan Wehmeier hat gesagt…

Dummheit

"Trotz der heiligen Versprechen der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: 'Nie wieder Krieg', entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muß ich sagen: Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es, heute schon zu behaupten, daß es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen.
Ich sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik läßt die Wirtschaft rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste rasch erfolgen und durch Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen, und große Heere von Arbeitslosen werden auf der Straße stehen. An vielen Grenzpfählen wird man dann eine Tafel mit der Aufschrift finden können: 'Arbeitssuchende haben keinen Zutritt ins Land, nur die Faulenzer mit vollgestopftem Geldbeutel sind willkommen.'
Wie zu alten Zeiten wird man dann nach dem Länderraub trachten und wird dazu wieder Kanonen fabrizieren müssen, man hat dann wenigstens für die Arbeitslosen wieder Arbeit. In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden, und auch die Giftpflanze Übernationalismus wird wieder wuchern. Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein."

Silvio Gesell, 1918 (direkt nach dem Ende des 1. Weltkrieges)

"Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist.
…Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen."

(aus "Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit", 1943)

Hätte sich Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945) die Ursache der Dummheit bewusst machen können, wäre er kein Theologe mehr gewesen. Denn es ist die Religion, die – unabhängig von "Glaube" (Cargo-Kult) oder "Unglaube" (Ignoranz) – den Kulturmenschen verdummt, damit er in einer noch fehlerhaften Makroökonomie, die Massenarmut, Umweltzerstörung, Terrorismus und Krieg unvermeidlich macht, die "Mutter aller Zivilisationsprobleme" bis zum eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation, der Natürlichen Wirtschaftsordnung, nicht sieht und auch gar nicht erst sehen will:

Opium des Volkes