Freiheit in Palästina? Vielleicht nicht
Ein Thema der dritten „Christ at the Checkpoint“-Konferenz, die im März 2014 in Bethlehem stattfand, war, dass palästinensische Christen mit der moslemischen Mehrheit in ihrer Gesellschaft angeblich gut zurechtkommen, aber die israelische „Unterdrückung“ ihnen Probleme beim Ausleben ihres Glaubens bereitet.Die Organisatoren der Konferenz waren derart auf diese Argumentation fixiert, dass sie sich hinreißen ließen, einen Treueschwur auf die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) zu leisten und deren Hymne sangen.
Die Probleme der christlichen Gemeinde auf die „israelische Besatzung“ zu schieben, ist jedoch absolut falsch. Wie die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem berichtete, ergab die letzte britische Volkszählung von 1948 etwa 30.000 christliche Araber in Jerusalem, während die erste israelische Volkszählung in Ost-Jerusalem von 1967 nur 11.000 vorfand. Fast zwei Drittel der christlichen Einwohner haben in der Zeit unter jordanischer und damit moslemischer Hoheit die Stadt verlassen.
Viele christliche Araber fühlen sich jedoch nicht diskriminiert. „Gesetze diskriminieren keine Mitglieder der palästinensischen Gesellschaft“, sagte Dimitri Diliani, ein christlicher Sprecher der Fatah, welche die Regierung der PA stellt. „Praktisch existiert allerdings Diskriminierung, aber nur auf persönlicher Ebene, und zwar viel weniger als in anderen Demokratien.
Palästina ist die Wiege des Christentums.“ Diliani rühmte „den toleranten Charakter des palästinensischen Volkes“. Christen und Moslems kämen in der Gegend gut miteinander zurecht.
Aber nicht alle stimmten ihm zu. Waleed Al Husseini ist ein palästinensischer Blogger, der als Moslem aufwuchs, sich heute jedoch als Atheist bezeichnet. Al Husseini erzählte IsraelHeute, dass es nicht ganz so einfach sei. „Obwohl es stimmt, dass Christen ihre Religion ausüben dürfen und zur Kirche gehen können, sind sie vielen Restriktionen ausgesetzt“, erläuterte er.
„Das Bildungssystem zwingt auch christliche Schüler, den Koran zu lernen, auch solche Passagen, die andere Religionen als minderwertig beschreiben.“
Diliani besteht jedoch darauf, dass „der palästinensische Lehrplan von einem Komitee ausgearbeitet wurde, an dem auch Christen beteiligt waren.“ Deswegen sei es unverdächtig, Hass gegen Christen zu schüren. Al Husseini meint, dass Christen wie Diliani die Realität leugnen, weil sie Angst haben: „Jeder weiß, dass man die PA nicht kritisieren darf. Es ist viel bequemer, für alles Israel die Schuld zu geben. Leute, die diese Regel brechen, werden am Ende beschuldigt, mit dem Feind zusammen zu arbeiten.“
Der Blogger hatte am eigenen Leibe zu spüren bekommen, von welcher Sorte die Freiheit der palästinensischen Demokratie ist. „Ich war zehn Monate im Gefängnis, da bin ich physisch und psychisch gefoltert worden.Und das nur, weil ich gegen den Islam gesprochen und mich für einen Atheisten erklärt habe“, sagte Al Husseini. „Anfangs war es meiner Familie egal, ob ich bete oder Fastentage halte. Aber als ich dann inhaftiert war, kritisierten sie mich.“ Er ist sich sicher, dass die Veränderung bei seiner Familie von Angst motiviert war.
Während Diliani behauptet, dass die palästinensische Gesellschaft tolerant gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen sei, wendet Al Husseini ein, dass er immer noch Droh E-Mails bekomme, weil er vom Islam abgefallen sei. Damit ist er nicht allein: „Drei Freunde von mir, aus Qalqilya (einer Stadt im Westjordanland), wurden verdächtigt, Atheisten zu sein. Sie bekamen Drohungen von der Hamas und von der Hizbul Tahrir. Sie gingen zur Polizei. Dort hat man ihnen nur geraten, ihre atheistische Lebensweise aufzugeben, da sie sonst verhaftet würden.“
Anhänger der radikalen, religiösen Partei Hizbul Tahrir demonstrieren in der West Bank |
Al Husseini versteht nicht, dass die Palästinensische Autonomie einen eigenen Staat fordert, obwohl sie nicht einmal Willens ist, grundlegende Menschenrechte zu garantieren.„ Die PA versucht, die Welt zu überzeugen, dass sie Freiheit (von Israel) will, aber wenn dies wirklich so wäre, hätten sie mich nicht eingesperrt“, unterstrich er. „Sie lügen über meinen Fall, um internationale Anerkennung zu bekommen und ihre politische Agenda voranzutreiben. Genauso lügen sie über die Gleichberechtigung der Christen.“
Aus: IsraelHeuteMagazin
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