Das ist die Evangelisch-Lutherische Kirche Beit Jala. In dieser Kirche habe ich damals, im Jahr 1985 / 86 zusammen mit einer anderen Deutschen und Pfarrer Shihade die Gottesdienste für die Gemeinde gestaltet, Lieder herausgesucht und dann im Gottesdienst gesungen.
Er war ein echt netter Mensch. Alle Palästinenser, die ich kennenlernte, waren nett und haben mich gut behandelt. Meine angeheiratete Familie hat mich angenommen, hineingenommen und die herzliche Verbindung besteht bis heute.
Ich wage heute gar nicht daran zu denken, welche Lehre mich beeinflusst und welche Sichtweise ich entwickelt hätte, wäre ich jedoch in Beit Jala geblieben. Ich hätte es aber wahrscheinlich gar nicht als falsch empfunden.
Man muss ja nur verhindern, dass ein Mensch die Bibel liest, als Gottes Wort ernst nimmt und die praktische Lehre dazu bekommt. (Normal in vielen Kirchen, nicht wahr?). Dann ist er offen für alles, was die Welt an Ideologien, Lehren, politischen Ansichten und Religionen zu bieten hat. Und das Vermischen mit dem christlichen Glauben ist dann kein Kunststück mehr. Für die Christen in Bethlehem sowieso nicht. Ihre Tradition und Gemeinschaft gibt ihnen zwar Halt aber keinen wirklichen Glauben. Schon damals konnte ich sehen, das nur da, wo echter Glaube da war, die Leute sich von ihren moslemischen Landsleuten deutlich distanzierten. Allerdings hörte ich auch niemanden Solidarität mit Israel bekunden.
Ich glaube, die palästinensischen Christen lebten und leben heute noch in einer permanenten ideologischen Zwickmühle. Ihr Ausweg: möglichst über beide Themen, die Moslems und Israel, so wenig wie möglich reden. Dann kommt man auch nicht in die Verlegenheit, sich offenbaren zu müssen. Das führte bei vielen aber auch zu einer Identitätskrise. Die Lösung daraus war: a) emigrieren, b) sich klar auf die eine oder andere Seite schlagen. Die meisten, die im Land blieben, schlugen sich auf die andere Seite, wie man an Jadalla Shihade sieht.
Ich wäre wahrscheinlich sowohl geistlich als auch politisch in einer Grauzone steckengeblieben. Aber bei mir hatte Gott - wie an vielen Stellen meines Lebens - seine Hand im Spiel.
Dass ich aber in dieser Zeit in meiner politischen Haltung (sofern ich überhaupt eine politische Haltung hatte!) sehr pro-palästinensisch beeinflusst worden war, lässt sich daran erkennen, dass ich in den ersten Jahren in Deutschland (ab 1989) zu pro-palästinensischen Veranstaltungen gegangen bin. Ich hatte, weil mein Leben bei den Arabern ja nicht schlecht war, meine Identität verlagert und mich ganz eins mit den Palis gefühlt. Und dass wollte ich auch zeigen. Ich war sogar bei Felicia Langers Veranstaltungen in Tübingen und habe ihr Beifall geklatscht!
Allerdings hatte ich nie eine Israel-feindliche Einstellung. Da ich mit meinem Mann sehr oft in Israel rumgereist bin, haben wir viele nette Israelis kennengelernt.
Dennoch konnte ich in den ersten Jahren in der CGR bei Vorträgen und Predigten über Israel nur mit Unruhe zuhören und musste manches Mal vorzeitig rausgehen, weil ich die Lobhudelei, wenn von dem wunderbaren, auserwählten Volk, das die Wüste zum Blühen bringt, geschwärmt wurde, nicht ertragen konnte. Erst nach und nach fing sich mir an, das Wort Gottes zu erschließen.
Wir wurden in der Gemeinde dazu angehalten, die Bibel ganz zu lesen. Die Bibel nach Bibelleseplan in einem Jahr durch! Das blieb nicht ohne Auswirkung. Zusammen mit einer guten Auslegung bzw. Lehre hat es den Effekt, dass man die größeren geistlichen Zusammenhänge erkennt, Gottes Wort als sein Wort an uns Menschen wertet und natürlich entdeckt, was die Bedeutung von Israel ist.
Wie ich allerdings eine geradezu enthusiastische Liebe für Sein Volk bekommen habe, ist mir bis heute unerklärlich. Denn Er hat mir diese Liebe für die Juden und Israel in mein Herz gelegt.
Ich wurde verwandelt, meine Haltung um 180 ° gedreht. Dennoch, mein Herz schlägt noch immer sehr für die Palästinenser, die ich immer als liebenswürdige, warmherzig Menschen kenengelernt habe. Aber es ist mittlerweile schwer, das zu zeigen. Denn die Palis sind einfach so erbärmlich und machen alles falsch, was man nur falsch machen kann. Die Christen lassen sich von den Moslems in eine politische Haltung drängen, die Moslems werden vom Islam verkorkst, und alle lassen sich von ihren moslemischen "Brüdern" im Ausland in diesem Konflikt gängeln und missbrauchen. Sie lassen zu, dass Radikale und Korrupte das Sagen haben und haben nicht den Mut gegen die Lügen und das offensichtliche Unrecht aufzubegehren. Sie überlassen ganz Bethlehem - die berühmteste christliche Stadt der Welt - und die angrenzenden Orte den Moslems und weinen dann, weil die Israelis in die gefährliche Region keine Touristen mehr lassen wollen.
Sie lassen sich seit sechzig (!) Jahren in dreckigen Flüchtlinglagern einpferchen. Wobei es wohlhabende Palis gibt, die ihr neues komfortables Haus mitten ins Lager bauen, aber so dass es nicht gleich sichtbar ist. Die teilweise immensen sozialen Unterschiede, werden aber natürlich ungern zu Sprache gebracht. Es geht dabei ja auch nicht um Mangel an Geld, sondern um ein politisches Druckmittel der Welt gegenüber, die nicht aufhören soll, das Leid der Palästinenser zu bedauern und als Ergebnis der unmenschlichen Unterdrückungspolitik der israelischen Besatzung anzuklagen.
Diese schwache und ganz eindeutig ungerechte und nicht friedensbereite Haltung der Palästinenser, wie sie sich heute mehr und mehr zeigt, macht es mir eher leicht, meine Sympathiebekundungen für die die Palästinenser zu zügeln.
Aber ich sehe, dass es auch anders geht. Es gibt ganz wenige echte Christen, die in ihrem Umfeld das Evangelium und die Liebe Gottes verbreiten. Ohne Rücksicht auf Verluste. Man weiß nicht, wie lange noch. Sie gilt es zu unterstützen und für sie zu beten.
Wenn ich die Fotos betrachte, denke ich immer mit etwas Wehmut an die Zeit zurück, als die Lage dort noch nicht ganz so hoffnunglos war die Grenzen offen und Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour noch christlich waren.
Wann werden die Palästinenser zum Frieden finden? Ich denke erst, wenn sie die Bibel aufschlagen und es einsehen:
"Auch wenn ich nicht bei euch bleibe, sollt ihr doch Frieden haben. Meinen Frieden gebe ich euch; einen Frieden, den euch niemand auf der Welt geben kann. Seid deshalb ohne Sorge und Furcht!" (Jesus zu seinen Jüngern)
Christen und messianische Juden - Ihr Stand, ihre Probleme, ihre Wünsche, ihre Ansichten
11.11.09
4.11.09
Antiisraelische Aktion in Metzingen
Anfang November beginnt in Metzingen (bei Reutlingen) eine drei-wöchige sogenannte Friedenswoche unter dem Namen: "Mauern überwinden!". Der dort ansässige Pfarrer Peter Metzger leitet und initiert diese sehr einseitige anti-israelische Aktion zusammen mit seinen ebenso einseitig eingestellten Freunden aus Beit Jala, expl. der dort ansässige Pfarrer Jadalla Shihade, die in Beit Jala die Abrahamsherberge (siehe vorangeganener post von mir: "Film über Abrahamsherberge - Beit Jala") betreiben.
Die groß angelegte Aktion mit Vorträgen, Diskussionen, Filmvorträgen und Empfängen dient dazu die Herberge in Beit Jala bekannt zu machen, Geld für diese, unter dem irreführenden Namen "Friedensarbeit", laufende Unternehmung einzutreiben und dabei mit allen Regeln der Kunst gegen Israel zu kämpfen und Israel in ein schlechtes Licht zu rücken.
Es wird der anti-israelische, antisemitische Film "The Heart of Jenin" im Metzinger Kino gezeigt. Zu diesem schreibt Ulrich Sahm: "Ein wirklich guter Film, der gewiss viele Preise erhalten wird. Aber es ist gleichzeitig ein einseitiges propagandistisches Machwerk, dazu geeignet, beim deutschen Publikum antijüdische Gefühle zu schüren."
Im Ortsblatt von Metzingen, der Südwestpresse, erschien jetzt diesbezüglich der folgende Artikel:
Ein umstrittener Einfluss
Metzinger Friedenstage im Schatten der Abrahams Herberge
"Mauern" bei den Friedenstagen.
Die Ökumenische Friedensdekade hält Einzug. Dabei geht es vor allem um den israelisch-palästinensischen Konflikt. Die Redner kommen aus dem Umfeld der Abrahams Herberge. Und die ist nicht unumstritten.
CAROLA EISSLER
Metzingen "Mauern überwinden" lautet in diesem Jahr das Thema der Ökumenischen Friedensdekade, die vom 6. bis 25. November auch in Metzingen stattfindet. Den Machern geht es darum, dem Fall der Mauer vor 20 Jahren zu gedenken und Mauern in der Welt sichtbar zu machen. Pfarrer Klaus Peter Metzger und die Mitveranstalter der Metzinger Friedenstage nehmen dies zum Anlass, um Israel und die Situation in den palästinensischen Autonomiegebieten in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei wird der Fokus auf den seit 2002 im Bau befindlichen Schutzzaun zwischen Israel und der Westbank und auf die Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem gerichtet. Ein Schutz vor palästinensischen Selbstmordattentätern. Immerhin sind seit Baubeginn die Bombenanschläge in Israel um 98 Prozent zurückgegangen.
Dennoch stehen gerade bei Friedensaktivisten dieser Schutzzaun und die damit einhergehende israelische Politik in der Kritik. Metzger sieht es so: "Dass diese Mauer auf palästinensischem Gebiet steht, ist völkerrechtlich ein Skandal." Der Situation der Palästinenser in der Westbank, der israelischen Politik, den Aktionen europäischer Friedensaktivisten und der Konsequenz, die man aus dem Fall der DDR-Mauer für die israelische Mauer ziehen kann, sind die Themen in Metzingen gewidmet. Dass gerade der Nahostkonflikt thematisiert wird, ist kein Zufall. "Es bestehen eben Kontakte zu profilierten Leuten", betont Metzger.
Dabei sind es mehr als bloße Kontakte. Denn Metzger hat zum einen bereits an Friedensaktionen entlang der Mauer teilgenommen, zum anderen kommen sämtliche Gastredner aus dem Umfeld der Abrahams Herberge Beit Jala in der Westbank, in dessen deutschem Förderverein Metzger im Vorstand aktiv ist. Die Abrahams Herberge, eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche, sei eine "Brücke zum Frieden" heißt es in einer Selbstdarstellung des Fördervereins. Der Pfarrer der Abrahams Herberge, die ein Gästehaus und ein Internat betreibt, ist der alte Studienfreund Metzgers aus Tübinger Tagen, Jadallah Shihadeh. Er war im Februar sogar in Metzingen und hat hier die Werbetrommel für seine Einrichtung gerührt, genau so, wie er mehr als die Hälfte des Jahres in Deutschland und Europa unterwegs ist, um Geld für sein "Friedensprojekt", wie er es selbst nennt, einzutreiben und ideologisch Einfluss auf die Meinungsbildung zu nehmen. Unterstützt vom gleichnamigen deutschen Förderverein Abrahams Herberge. Auch aus Metzingen floss Geld nach Beit Jala.
Shihadeh kommt diesmal nicht selbst zu den Friedenstagen, sondern schickt seine deutsche Ehefrau, ebenso wurde der Oberbürgermeister der Stadt Jena, der Theologe und SPD-Mann Dr. Albrecht Schröter eingeladen, der ebenfalls an den von der Abrahams Herberge initiierten Demonstrationen in der Westbank teilgenommen hat, sowie ein weiteres Vorstandsmitglied des Fördervereins Abrahams Herberge, der Unternehmer Karl-Hermann Blickle, der über Ethik in der Wirtschaft reden will.
Metzinger Friedenstage also, die im Schatten des Einflusses der Abrahams Herberge und deren politischer und ideologischer Ausrichtung stehen. Dabei sind Shihadeh und seine Einrichtung in Beit Jala selbst alles andere als unumstritten. Shihadeh spreche keinesfalls für alle palästinensischen Christen, berichtet eine Informantin, die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden will, gegenüber dieser Zeitung. Zwar wettere Shihadeh vollmundig gegen die israelische Politik, sage jedoch kein einziges Wort zu den islamistischen Selbstmordattentaten und der Vertreibung der Christen aus den palästinensischen Autonomiegebieten. Wohl aus Angst. "Sonst würde am nächsten Tag seine Kirche brennen."
Die Abrahams Herberge hat sich in den sechs Jahren ihres Bestehens zu einem pompösen Luxushotel gewandelt. Wenn Shihadeh mit dem Argument, die Israelis würden den Palästinensern regelmäßig das Wasser abdrehen, in Deutschland für anti-israelische Stimmung sorgt, dann können Augenzeugen nur schmunzeln. Schließlich werden auf dem dortigen Areal aufwändige Wasserspiele betrieben.
Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten. So nimmt Shihadeh für sich in Anspruch, in der Abrahams Herberge Christen, Juden und Muslime zusammen zu bringen. Fakt ist aber, dass Juden das Betreten der so genannten A-Zone, in der Beit Jala liegt, seitens des israelischen Staates aus Sicherheitsgründen verboten ist. In Deutschland gibt sich Shihadeh gerne als Motor der Friedensbemühungen aus, im Dialog zwischen den Religionen spielt er jedoch, auch in der Westbank, eine unbedeutende Rolle. Dazu ist die Person Shihadehs zu umstritten. Von seinen lutherischen Amtsbrüdern wird er regelrecht gemieden. Vor ein paar Jahren stand der Pfarrer sogar kurz vor dem Rausschmiss aus der Kirche. Es soll Streit um die Verwendung von Spendengeldern gegeben haben. Möglicherweise schadet Shihadeh aber auch seines luxuriösen Lebensstils wegen dem Ansehen der Kirche. An Geld scheint es in der Abrahams Herberge jedenfalls nicht zu fehlen, obwohl das Gästehaus oft leer steht. So schloss die Abrahams Herberge im August sogar vier Wochen ihre Pforten und finanzierte ihren 16 Mitarbeitern einen teuren Aufenthalt in der Schweiz.
Dennoch kann sich Shihadeh breiter Unterstützung aus Deutschland erfreuen. Da ist zum Beispiel der Jenaer Oberbürgermeister Schröter, der wie erwähnt ebenfalls nach Metzingen kommt. Er übt regelmäßig den Schulterschluss mit den Friedensaktivisten in der Westbank. So demonstrierte er diesen Sommer gemeinsam mit Metzger an der Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem. Mitmarschiert im Protestzug ist auch der oberste islamische Richter in den palästinensischen Autonomiegebieten, Sheikh Tayseer Tamimi. Jener Mann, der zwei Monate zuvor beim Besuch des Papstes im Heiligen Land für einen Eklat gesorgt hatte, als er bei einem interreligiösen Friedensdialog eine Hasstirade über Israel ergoss und die Christen dazu aufrief, die Muslime in ihrem Kampf gegen den jüdischen Staat zu unterstützen.
In welche Richtung die Friedenstage weisen, hat bereits ein Informationsabend vor einigen Wochen im Martinsgemeindehaus gezeigt. Dort wurde kräftig für die Abrahams Herberge geworben. Und die altbekannten anti-israelischen Klischees anhand eines Films bedient. Auch der Film "Herz von Jenin", der im Luna-Theater gezeigt werden soll, ist alles andere als unumstritten. Der bekannte Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm spricht sogar von propagandistischem Machwerk, das beim deutschen Publikum antijüdische Gefühle schüre.
Dass im Rahmen der Friedenstage in Metzingen die von einem kommunistischen Regime errichtete innerdeutsche Mauer mit der Mauer in Israel gleichgesetzt wird, sieht man auch bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Stuttgart überaus kritisch. Der Vorsitzende Hans-Hellmut Schürholz warnt vor einfachen Slogans und einseitiger Parteinahme. "Frieden kann es nämlich nur zusammen mit Sicherheit geben." Die Veranstalter der Metzinger Friedenstage werden sich die Frage stellen müssen, ob es ihnen um objektive Informationspolitik geht oder um schlichte einseitige Verurteilung Israels.
Info
Veranstalter: AK Gentechnik-Freies Ermstal, ACK, Bündnis 90/Grüne, Café International, Evangelische und Katholische Kirchengemeinde, Baptisten, SPD, Weltladen, Familienbildungsarbeit.
Erscheinungsdatum: Samstag 31.10.2009
www.suedwest-aktiv.de/region/metzingerurachervolksblatt/metzinger_volksblatt//4699333/druckansicht.php?=
Die groß angelegte Aktion mit Vorträgen, Diskussionen, Filmvorträgen und Empfängen dient dazu die Herberge in Beit Jala bekannt zu machen, Geld für diese, unter dem irreführenden Namen "Friedensarbeit", laufende Unternehmung einzutreiben und dabei mit allen Regeln der Kunst gegen Israel zu kämpfen und Israel in ein schlechtes Licht zu rücken.
Es wird der anti-israelische, antisemitische Film "The Heart of Jenin" im Metzinger Kino gezeigt. Zu diesem schreibt Ulrich Sahm: "Ein wirklich guter Film, der gewiss viele Preise erhalten wird. Aber es ist gleichzeitig ein einseitiges propagandistisches Machwerk, dazu geeignet, beim deutschen Publikum antijüdische Gefühle zu schüren."
Im Ortsblatt von Metzingen, der Südwestpresse, erschien jetzt diesbezüglich der folgende Artikel:
Ein umstrittener Einfluss
Metzinger Friedenstage im Schatten der Abrahams Herberge
"Mauern" bei den Friedenstagen.
Die Ökumenische Friedensdekade hält Einzug. Dabei geht es vor allem um den israelisch-palästinensischen Konflikt. Die Redner kommen aus dem Umfeld der Abrahams Herberge. Und die ist nicht unumstritten.
CAROLA EISSLER
Metzingen "Mauern überwinden" lautet in diesem Jahr das Thema der Ökumenischen Friedensdekade, die vom 6. bis 25. November auch in Metzingen stattfindet. Den Machern geht es darum, dem Fall der Mauer vor 20 Jahren zu gedenken und Mauern in der Welt sichtbar zu machen. Pfarrer Klaus Peter Metzger und die Mitveranstalter der Metzinger Friedenstage nehmen dies zum Anlass, um Israel und die Situation in den palästinensischen Autonomiegebieten in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei wird der Fokus auf den seit 2002 im Bau befindlichen Schutzzaun zwischen Israel und der Westbank und auf die Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem gerichtet. Ein Schutz vor palästinensischen Selbstmordattentätern. Immerhin sind seit Baubeginn die Bombenanschläge in Israel um 98 Prozent zurückgegangen.
Dennoch stehen gerade bei Friedensaktivisten dieser Schutzzaun und die damit einhergehende israelische Politik in der Kritik. Metzger sieht es so: "Dass diese Mauer auf palästinensischem Gebiet steht, ist völkerrechtlich ein Skandal." Der Situation der Palästinenser in der Westbank, der israelischen Politik, den Aktionen europäischer Friedensaktivisten und der Konsequenz, die man aus dem Fall der DDR-Mauer für die israelische Mauer ziehen kann, sind die Themen in Metzingen gewidmet. Dass gerade der Nahostkonflikt thematisiert wird, ist kein Zufall. "Es bestehen eben Kontakte zu profilierten Leuten", betont Metzger.
Dabei sind es mehr als bloße Kontakte. Denn Metzger hat zum einen bereits an Friedensaktionen entlang der Mauer teilgenommen, zum anderen kommen sämtliche Gastredner aus dem Umfeld der Abrahams Herberge Beit Jala in der Westbank, in dessen deutschem Förderverein Metzger im Vorstand aktiv ist. Die Abrahams Herberge, eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche, sei eine "Brücke zum Frieden" heißt es in einer Selbstdarstellung des Fördervereins. Der Pfarrer der Abrahams Herberge, die ein Gästehaus und ein Internat betreibt, ist der alte Studienfreund Metzgers aus Tübinger Tagen, Jadallah Shihadeh. Er war im Februar sogar in Metzingen und hat hier die Werbetrommel für seine Einrichtung gerührt, genau so, wie er mehr als die Hälfte des Jahres in Deutschland und Europa unterwegs ist, um Geld für sein "Friedensprojekt", wie er es selbst nennt, einzutreiben und ideologisch Einfluss auf die Meinungsbildung zu nehmen. Unterstützt vom gleichnamigen deutschen Förderverein Abrahams Herberge. Auch aus Metzingen floss Geld nach Beit Jala.
Shihadeh kommt diesmal nicht selbst zu den Friedenstagen, sondern schickt seine deutsche Ehefrau, ebenso wurde der Oberbürgermeister der Stadt Jena, der Theologe und SPD-Mann Dr. Albrecht Schröter eingeladen, der ebenfalls an den von der Abrahams Herberge initiierten Demonstrationen in der Westbank teilgenommen hat, sowie ein weiteres Vorstandsmitglied des Fördervereins Abrahams Herberge, der Unternehmer Karl-Hermann Blickle, der über Ethik in der Wirtschaft reden will.
Metzinger Friedenstage also, die im Schatten des Einflusses der Abrahams Herberge und deren politischer und ideologischer Ausrichtung stehen. Dabei sind Shihadeh und seine Einrichtung in Beit Jala selbst alles andere als unumstritten. Shihadeh spreche keinesfalls für alle palästinensischen Christen, berichtet eine Informantin, die aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden will, gegenüber dieser Zeitung. Zwar wettere Shihadeh vollmundig gegen die israelische Politik, sage jedoch kein einziges Wort zu den islamistischen Selbstmordattentaten und der Vertreibung der Christen aus den palästinensischen Autonomiegebieten. Wohl aus Angst. "Sonst würde am nächsten Tag seine Kirche brennen."
Die Abrahams Herberge hat sich in den sechs Jahren ihres Bestehens zu einem pompösen Luxushotel gewandelt. Wenn Shihadeh mit dem Argument, die Israelis würden den Palästinensern regelmäßig das Wasser abdrehen, in Deutschland für anti-israelische Stimmung sorgt, dann können Augenzeugen nur schmunzeln. Schließlich werden auf dem dortigen Areal aufwändige Wasserspiele betrieben.
Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten. So nimmt Shihadeh für sich in Anspruch, in der Abrahams Herberge Christen, Juden und Muslime zusammen zu bringen. Fakt ist aber, dass Juden das Betreten der so genannten A-Zone, in der Beit Jala liegt, seitens des israelischen Staates aus Sicherheitsgründen verboten ist. In Deutschland gibt sich Shihadeh gerne als Motor der Friedensbemühungen aus, im Dialog zwischen den Religionen spielt er jedoch, auch in der Westbank, eine unbedeutende Rolle. Dazu ist die Person Shihadehs zu umstritten. Von seinen lutherischen Amtsbrüdern wird er regelrecht gemieden. Vor ein paar Jahren stand der Pfarrer sogar kurz vor dem Rausschmiss aus der Kirche. Es soll Streit um die Verwendung von Spendengeldern gegeben haben. Möglicherweise schadet Shihadeh aber auch seines luxuriösen Lebensstils wegen dem Ansehen der Kirche. An Geld scheint es in der Abrahams Herberge jedenfalls nicht zu fehlen, obwohl das Gästehaus oft leer steht. So schloss die Abrahams Herberge im August sogar vier Wochen ihre Pforten und finanzierte ihren 16 Mitarbeitern einen teuren Aufenthalt in der Schweiz.
Dennoch kann sich Shihadeh breiter Unterstützung aus Deutschland erfreuen. Da ist zum Beispiel der Jenaer Oberbürgermeister Schröter, der wie erwähnt ebenfalls nach Metzingen kommt. Er übt regelmäßig den Schulterschluss mit den Friedensaktivisten in der Westbank. So demonstrierte er diesen Sommer gemeinsam mit Metzger an der Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem. Mitmarschiert im Protestzug ist auch der oberste islamische Richter in den palästinensischen Autonomiegebieten, Sheikh Tayseer Tamimi. Jener Mann, der zwei Monate zuvor beim Besuch des Papstes im Heiligen Land für einen Eklat gesorgt hatte, als er bei einem interreligiösen Friedensdialog eine Hasstirade über Israel ergoss und die Christen dazu aufrief, die Muslime in ihrem Kampf gegen den jüdischen Staat zu unterstützen.
In welche Richtung die Friedenstage weisen, hat bereits ein Informationsabend vor einigen Wochen im Martinsgemeindehaus gezeigt. Dort wurde kräftig für die Abrahams Herberge geworben. Und die altbekannten anti-israelischen Klischees anhand eines Films bedient. Auch der Film "Herz von Jenin", der im Luna-Theater gezeigt werden soll, ist alles andere als unumstritten. Der bekannte Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm spricht sogar von propagandistischem Machwerk, das beim deutschen Publikum antijüdische Gefühle schüre.
Dass im Rahmen der Friedenstage in Metzingen die von einem kommunistischen Regime errichtete innerdeutsche Mauer mit der Mauer in Israel gleichgesetzt wird, sieht man auch bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Stuttgart überaus kritisch. Der Vorsitzende Hans-Hellmut Schürholz warnt vor einfachen Slogans und einseitiger Parteinahme. "Frieden kann es nämlich nur zusammen mit Sicherheit geben." Die Veranstalter der Metzinger Friedenstage werden sich die Frage stellen müssen, ob es ihnen um objektive Informationspolitik geht oder um schlichte einseitige Verurteilung Israels.
Info
Veranstalter: AK Gentechnik-Freies Ermstal, ACK, Bündnis 90/Grüne, Café International, Evangelische und Katholische Kirchengemeinde, Baptisten, SPD, Weltladen, Familienbildungsarbeit.
Erscheinungsdatum: Samstag 31.10.2009
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