Bethlehemer
Pastor:
Es
gibt Palästinenser, die Israel lieben
Naim
Khoury ist Direktor der Holy Land Mission und Pastor der First
Baptist Church in Bethlehem. Schon oft hat er mutig Dinge beim Namen
genannt. Israel Heute-Korrespondent Ryan Jones hat mit ihm über die
Situation in Bethlehem gesprochen, die wachsende christliche
Opposition gegen Israel, der sich sogar einige aus der messianischen
Gemeinde anschließen, und wie Gläubige von außerhalb den Konflikt
besser verstehen können.
Israel
Heute: Wie sieht die Situation für Christen in Bethlehem
momentan aus?
Dr.
Naim Khoury: Es wird von Jahr zu Jahr schwerer. Das hat
verschiedene Gründe. Die schlechte Wirtschaft, unter der jeder
leidet, besonders die Christen, und wegen der viele auswandern. So
viele Christen verlassen Bethlehem, und das ist schlecht für die
ganze Gemeinde. Viele gehen auch wegender politischen Situation, die
immer schlimmer wird, sowohl von innen als auch von außen. Der
politische Apparat (der Palästinensischen Autonomiebehörde)
funktioniert nicht, er hilft dem eigenen Volk nicht.
Von
außen versuchen die Israelis, ihre Grenzen zu sichern, um sich vor
Selbstmordanschlägen zu schützen. Und in dieser schweren Zeit fehlt
jegliche Unterstützung seitens der „Mutterkirche“. Die
Weltkirche hat sich in Zeiten der Not nicht zu den Christen in
Bethlehem gestellt. Viele in der Weltkirche würden sagen, dass sie
an der Seite der Christen in Bethlehem stehen, indem sie gegen Israel
sind. Israel für alles verantwortlich machen, funktioniert nicht. So
kann man keine Saat des Friedens säen. So sollten Christen nicht
handeln.
Christen
müssen die Saat des Friedens und der Liebe und der Harmonie in die
Herzen und Gedanken der Menschen säen. Wir müssen die Mentalität
verändern. Die alle zwei Jahre stattfindende „Christus am
Checkpoint“-Konferenz am Bethlehemer Bible College schlägt einen
anderen Kurs ein. Es steht ihnen frei, zu denken und zu sagen, was
sie wollen. Ich nehme an dieser Konferenz nicht teil, ich bin sogar
dagegen, weil sie nicht biblisch fundiert ist. Dort sind Wölfe im
Schafspelz, die Politik spielen.
Als
bibelgläubiger, evangelikaler Christ, der sich auf das ganze Wort
Gottes stellt, denke ich, dass man nicht politisch involviert sein
sollte. Die Bibel als Ganzes, also Altes und Neues Testament, ist die
wahre Antwort auf unsere Situation. Diejenigen bei „Christus am
Checkpoint“ gehen zum Checkpoint und demonstrieren gegen Israel,
aber das ist nicht der rechte Umgang mit der Situation. Man sollte
den Titel ändern. „Christus am Checkpoint“ ist politisch, nicht
biblisch. Die Botschaft bei „Christus am Checkpoint“ ist, dass
christliche Zionisten sich politisch engagieren, und zwar im
Widerspruch zur Bibel.
Jeder
israelfreundliche Christ aus dem Ausland, dem ich begegne, bezieht
seine Einstellung aus dem Wort und dem Bund Gottes. Die andere Seite
bezieht ihre Position auf die Ersatztheologie. Vor ein paar Jahren
habe ich mich einmal damit beschäftigt und herausgefunden, dass die
meisten palästinensischen Christen und Kirchen sich auf die
Ersatztheologie stützen.
Das
ist so, weil sie sich mit Politik beschäftigen. Ich betrachte
diejenigen, die biblisch an der Seite Israels stehen, nicht als
politisch.
Trotzdem
wird argumentiert, dass Christen Israel blind unterstützen.
Israel
ist nicht perfekt. Keine Nation ist das. Das heißt aber nicht, dass
ich die grundlegenden Lehren meines Glaubens im Bezug auf das Wort
Gottes in Abrede stellen muss.
Heißt
das, als palästinensischer christlicher Leiter sehen Sie eine
Verbindung zwischen der Bibel und dem modernen Staat Israel?
Ja.
Biblisch gesehen gibt es daran keinen Zweifel. Ich muss das
akzeptieren, weil man nicht einen Teil der Bibel akzeptieren und den
Rest verleugnen kann. Ich glaube an die ganze Bibel als unfehlbares,
von Gott inspiriertes Wort. Und das ist auch meine Antwort an jene,
die den Staat Israel nicht akzeptieren oder die Ersatztheologie
benutzen, um zusagen, die Kirche habe Israel ersetzt. Diese Leute
müssen ihre Bibel lesen. Die Kapitel 9 bis 11 des Römerbriefs
sprechen davon, dass Gott Israel nicht fallengelassen hat. Der Bund
und die Verheißungen sind noch immer von Bedeutung. Und das ist
biblisch, nicht politisch.
Jassir
Arafat hat jedes Mal zu Weihnachten verkündet, dass Jesus
Palästinenser gewesen sei. Hat sich seine Botschaft bei jungen
palästinensischen Christen festsetzen können?
Zu
glauben, dass Jesus ein Palästinenser war, ist aus historischen
Gründen einfach nicht möglich. Seit es die Palästinensische
Autonomiebehörde in Bethlehem und der Region gibt, wurde Weihnachten
immer mehr zu einer nationalen Veranstaltung. Das ist etwas anderes
als ein religiöses Fest. In Bethlehem begegnet einem der
Weihnachtsmann und lauter Schneemänner, aber man hört nichts über
Jesus. Und die jungen Leute wissen es nicht besser. Oder es
interessiert sie einfach nicht. Sie freuen sich über den Feiertag,
aber ich habe keinen getroffen, der wirklich versteht, worum es geht.
Sie
legen Jesus eine Kaffijeh (Palästinensertuch) an. Das ist bloß eine
symbolische Geste, aber sie verstehen nicht, was sie tun.
Haben
Sie Angst davor, dass die Verfolgung, der die Christen in Syrien und
im Irak ausgesetzt sind, auch Christen im Heiligen Land erreichen
könnte?
Bis
jetzt sehe ich keine Bedrohung in dieser Hinsicht, und das nur
angesichts der Existenz des Staates Israel. Der sicherste Ort für
Christen ist hier, weil Israel weder dem IS noch irgendeiner anderen
Terrorgruppe erlauben wird, Christen in diesem Land zu ermorden.
Eine
aktuelle Umfrage hat ergeben, dass 77 Prozent der Araber in der
Region lieber unter israelischer Herrschaft leben würden als in
einem palästinensischen Staat.
Vielleicht
sogar noch mehr. Einige haben Angst, das auszusprechen.
Seien
wir ehrlich, israelische Araber haben viele Privilegien und Vorteile
unter Israel, die sie unter der Palästinensischen Autonomiebehörde
nicht haben würden. Da ist es nur logisch, dass diese Leute lieber
in Israel bleiben wollen.
Würde
die Errichtung eines palästinensischen Staates die Situation für
die Araber vor Ort verbessern?
Ich
weiß es nicht. Die Palästinenser haben einfach keine Agenda. Was
würden sie für ihr Volk tun, gäbe es einen unabhängigen Staat?
Seit die Palästinensische Autonomiebehörde hier 1995 Einzug
gehalten hat, wurde nicht viel für die Menschen getan. Es gibt
einfach keine klare Linie.
Pastor Steven Khoury |
Gibt
es Hoffnung für diesen Konflikt?
Ich
glaube nicht. Jedenfalls nicht zur Zeit. Wer weiß, was in Zukunft
sein wird. Was könnte Israel tun, um den palästinensischen Christen
zu helfen? Es werden bereits mehr Arbeitserlaubnisse für Arbeit in
Israel ausgegeben. Aber nicht jeder kommt an solch eine Erlaubnis
heran. Ich wünschte, die Christen könnten einfach nach Israel
kommen, ohne Erlaubnis. Als christlicher Leiter sehe ich nichts
Schlimmes darin. Im allgemeinen haben die Christen Israel keinen
Schaden zugefügt.
Was
würden Sie Christen von außerhalb mit auf den Weg geben, die in
diesem Konflikt Partei ergreifen?
Man
kann nicht die Juden lieben und die Araber hassen. Und man kann nicht
die Araber lieben und die Juden hassen. Jesus ist für alle
gestorben, er liebt beide. Möge Gott Eure Augen und Herzen öffnen,
damit Ihr seht, dass es palästinensische Araber gibt, die Jesus
lieben und Israel lieben. Die Stellung beziehen und dafür einen
Preis zahlen, dass sie das Wort Gottes in diesem Land verkünden.
Bitte seid nicht auf einemAuge blind. Macht die Augen auf und seht
die Not. Auf beiden Seiten.
Informationen
zu Dr. Khoury und seinem Dienst unter www.fbcbethlehem.com