Wenn man im Nahen Osten jemanden nach der Bedeutung der Redewendung: "Erst die Samstagsleute, dann die Sonntagsleute" fragt, wird die Antwort mit einem Lächeln kommen: "Zuerst werden wir die los, die samstags beten und dann die, die sonntags beten."
Eine kürzlich vorgenommene Untersuchung ergab, dass die christliche Bevölkerung in Bethlehem von 90 Prozent im 19. Jahrhundert auf 60 Prozent in den 90er Jahren sank. Heute machen die Christen lediglich 10 Prozent der Bevölkerung aus. Was ist geschehen?
Natürlich sind in den 40er und 60er Jahren viele Christen aus Furcht vor dem Krieg geflohen, oder vielleicht auch auf Grund von massiver Anti-jüdischer Propaganda. Zu der Zeit litten die Christen bereits Diskriminierung durch Muslime und viele stellten sich auch der Wiedergeburt der jüdischen Nation entgegen. Ihre Einstellung - abgesehen von ihrem Glauben - wurde mehr von der örtlichen arabischen Kultur beeinflusst, als von europäischer Aufklärung.
Der eigentliche Niedergang der christlichen Bevölkerung jedoch, entstand als Nebeneffekt der Oslo-Verhandlungen. Ab dem Zeitpunkt, als Arafat und die PLO die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) in der Westbank und in Gaza gründete, wurden die Christen verfolgt.
Trotz des öffentlichen Vorzeigens offizieller Posten für Christen, wie z. B. Bethlehems Bürgermeister, lebten christliche Bewohner in der PA (unter ihnen Hanan Ashrawi, die erste gewählte Frau in der PA) als dimmis: Nach muslimischen Gesetz, zweite-Klasse Bürger, beschützt durch muslimische Autoritäten, solange sie bestimmte Regeln akzeptierten. Eine dieser Regeln verbietet es einem Christen, seinen Besitz - ein Geschäft oder ein Haus - an einen anderen Christen zu verkaufen, wenn er plant ins Ausland zu ziehen. Nur an Muslime. Aber das ist nur der Anfang.
Eine andere Praxis, die die PA anwandte, besonders während er zweiten Intifada Anfang 2000, war, sich in den Häusern der Christen zu verschanzen und von dort aus über das Tal auf die Häuser der Juden zu schießen. Was die israelischen Soldaten sehen, ist dann ein Blitz aus einer Gewehrmündung, das in einem Fenster erscheint und so erwidern sie den Beschuss und schießen zurück. Sie können nicht unterscheiden, ob es von einem "muslimischen" oder einem "christlichen" Fenster kommt. Die Christen also hatten es schließlich satt, beschossen zu werden und zogen aus -- und ihre Nachbarn zogen ein.
Während der Belagerung der Geburtskirche 2002, brauchten die Terroristen dieselbe Strategie, nämlich von der heiligsten Stätte der Christen in Bethlehem auf Israelische Truppen zu schießen und die Stätte innen zu entweihen. Nonnen und Priester riefen um Hilfe, aber niemand hörte sie. Solch eine Geschichte schlägt nur ein, wenn Israel die Schuld gegeben werden kann.
Zwei Jahre zuvor musste Papst Paul II bei seinem Besuch in Bethlehem, stumm die Schmach hinnehmen, dass er mitten in seiner Ansprache von dem Mufti mit dem lauten Aufruf zum Gebet unterbrochen wurde, obwohl es nicht einmal Zeit für das Gebet war. Die Szene hatte Italiens Rai 2 Sender gefilmt und auf Bitte des Vatikan wurde die Sequenz später aus den Archiven gelöscht. Ähnliche Vorgänge gab es während des Besuchs von Papst Franziskus, der angehalten wurde, einen Stopp bei der Sicherheitsmauer zu machen und dort zu beten, die kurz zuvor mit frischer hetzerischer Graffiti besprüht worden war. Dieser Halt war nicht Teil des offiziellen Protokolls, und wäre es auch nicht geworden, selbst wenn seine Delegation aus Höflichkeit darum hätte bitten dürfen.
Jedenfalls verkündete 2006 Hassan El Masalmeh, ein Mitglied des Bethlehemer Gemeinderats, öffentlich sein Vorhaben, eine diskriminierende Steuer für alle nicht muslimischen Bewohner zu erheben. Diese Steuer namens "dschisiah", gibt es seit der Entstehung des Islam als ein Teil der "Dhimmi"-Gesetze, wie in vielen Ländern im Nahen Osten.
Jetzt haben sich viele christliche Familien bitter beklagt, dass ihre Töchter mit erzwungener Bekehrung zum Islam bedroht werden und, da sie nicht nach islamischer Sitte bedeckt genug bekleidet sind, oft Vergewaltigung zu erwarten haben.
Offizielle Beschwerden gibt es allerdings, verständlicherweise, kaum. Nach Jahren der Verfolgung haben dhimmis Angst vor Vergeltung und stellen sich, wenn sie in ihren Gebieten und Ortschaften weiterhin leben wollen, wo sie für sich Frieden erhoffen, oft auf die Seite ihrer Verfolger.
In 2012, zum Beispiel, hatte die "Holy Land Christian Ecumenical Foundation" (Christliche ökumenische Stiftung im Heiligen Land), welche für ihre antisemitische Sichtweise bekannt ist, die Bewerbung des Landes "Palästina" für eine Mitgliedschaft in der UNO in Gänze befürwortet, indem sie eine Brief veröffentlicht hat, in dem Israel mit scharfen Worten verurteilt wird:
- "Wir, die palästinensischen Christen, sind die Nachkommen der ersten Christen. Wir sind ein natürliches und integrales Bestandteil des palästinensischen Volkes. Und ebenso, wie unsere muslimischen Brüder und Schwestern, wurden wir unserer nationalen und menschlichen Rechte fast ein Jahrhundert lang beraubt ... Wir haben 64 Jahre lang Exil und Besetzung ausgehalten und an Seiner Botschaft des Friedens festgehalten. Wir, die palästinensischen Christen sagen: Genug! Unsere Botschaft ist einfach: Um den Frieden zu erlangen, muss die Welt auch "genug" zu Besatzung und Herabsetzung der menschlichen Würde sagen.
"Das ganze Gerede darüber, dass Israel hinter der Qual der Christen in den palästinensischen Gebieten stecke, ist völliger Quatsch", sagte ein christlicher Politiker, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. "Die Muslime schüchtern ein. Sie zünden unsere Geschäfte an, stehlen unsere Grundstücke. Sie bauen ihre Moscheen direkt neben unseren Kirchen und sorgen dann dafür, dass ihre lauten Gebetsrufe unsere Gottesdienste stören.
Sie greifen unsere Töchter an und beleidigen sie. Es gibt so viele Fälle von Vergewaltigung, die nie angezeigt worden sind. Die Familien verstecken die Sache aus Scham und ziehen dann weg. Sie fliehen."
2013 haben einige Familien aus Bethlehem und Ramallah schließlich einen Brief an den Präsidenten, Mahmoud Abbas, geschrieben. Mehr als 150 Angriffe auf christlichen Besitz sind dokumentiert und gemeldet worden, einschließlich Landdiebstahl, Zwangsbekehrungen, Todesdrohungen und physische Gewalt.
Weil aber unter Dhimmi-Gesetz Nichtmuslime, die unter muslimischer Herrschaft leben, nicht gegen Muslime aussagen dürfen, ist es geradezu unmöglich für Christen, deren Land gestohlen wurde oder deren Leben bedroht wurde, vor dem örtlichen Rechtssystem zu klagen. Viele, die es gewagt hatten, Beschwerde einzureichen, warten immer noch auf eine Antwort von den Behörden.
In der Zwischenzeit hört die christliche Bevölkerung innerhalb Israels nicht auf, anzusteigen und hat ungefähr die Zahl von 140.000 erreicht.
Es gibt einen orthodoxen Priester, Pater Gabriel Nadav, der kürzlich eine Organisation gegründet hat, die Registrierung von Christen in die israelische Armee (IDF) fördert. Die Zahlen sind von den Verteidigungskräften in Israel noch nicht veröffentlicht worden, aber hunderte Christen, die sich gemeldet haben, haben die Kampfverbände gewählt.
Eine israelische arabische Filmemachterin, Suha Arraf, hat neulich auf dem Filmfestival in Venedig ihr neuestes Werk präsentiert und bekam sehr viel Aufmerksamkeit für den Film "Palestinian", nachdem sie nahezu 400.000 US Dollar vom Israel Film Fund erhalten hatte. Der Film beschreibt angeblich das Leben einer christlichen Familie in Ramallah, die unter einer Identitätskrise leidet ... aufgrund der israelischen Besatzung.
Aber Suha Arraf ist nicht Palästinenserin, sie ist eine israelische christliche Araberin. Natürlich hat das israelische Kultusministerium, da es sich hier betrogen sah, den Preis zurückverlangt - denn der Sinn des Israel Film Funds ist, sich an Produktionen zu beteiligen, die eine eindeutige israelische Identität tragen.
Auf die diesbezügliche Frage der israelischen linksgerichteten Zeitung Haaretz in einem Interview mit der Filmemacherin, antwortete diese, sie sei Israelin, Christin und Araberin aber sie fühle sich als "Palästinenserin", wie die meisten Araber es tun würden, die in Israel leben.
Was Suha Arraf da in einer mehr oder weniger romantisierten Art beschreibt, würde wesentlich schrecklicher sein, wenn sie sich nur an die Fakten gehalten hätte und nicht die politisch korrekte Umschreibung wählte, indem sie die Araber in den Gebieten als die "unter der Besatzung leidenden" beschrieben hat.
Sicherlich gibt es eine Verbindung zwischen der Art, wie Christen in Israel trotz muslimischer und antisemitischer Propaganda behandelt werden und dieser zunehmenden Entschlossenheit, die Religion ihrer Wahl frei ausleben zu können: als christliche Israelis. Ganz bestimmt nicht als Palästinenser.
Tut mir leid, ihr, die ihr denkt, alle Araber in der PA würden unter "der Besatzung leiden". Ihr liegt alle falsch.
Pierre Rehov ist Reporter und Dokumentar Filmemacher. Er schuf zwei
Filme über die Situation der Christen im Nahen Osten: "Heiliges Land:
Christen in Gefahr" und "Erst kommt Samstag, dann kommt Sonntag".
GATESTONE