Im Rahmen der Friedenswochen in Metzingen -
Vortrag von Karl-Hermann Blickle:
"Wirtschaftsethik und Globalisierung im Zeichen der Krise" am 25.11.2009 in Metzingen
Persönlicher Wahrnehmungsbericht
Der Ex-Bürgermeister von Metzingen, Dieter Feucht leitete den Abend mit einer ausführlichen Huldigung des Engagements von Karl-Hermann Blickle ein und betonte besonders dessen 2007 erworbene Otto-Hirsch Medaille. Blickle hatte sie bekommen für seine Arbeit in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Stuttgart, sein Engagement im Verein „Alte Synagoge e. V. Hechingen“, sowie die Mitarbeit in dem Freundeskreis „Shavei Zion“. Feucht holte weiter aus, um etwas über die Geschichte Otto Hirschs zu sagen, welcher sich mit dem Aufbau des Stuttgarter Jüdischen Lehrhauses im Jahre 1926 um die Begegnung und dem Austausch zwischen Christen und Juden befasst hatte. Nach der Machtergreifung Hitlers konnte er als Gründer der Reichsvertretung der Deutschen Juden bis 1941 vielen Juden zur Ausreise aus Deutschland verhelfen. Er wurde von den Nazis 1941 in Mauthausen ermordet. Die Medaille wurde von der Stadt Stuttgart gestiftet, um Leute zu ehren, die sich um den christlich-jüdischen Dialog verdient gemacht haben.
Durch diese etwas dick aufgetragene Lobpreisung der Leistungen von Karl-Hermann Blickle in Koppelung mit der Lebensgeschichte von Otto Hirsch verschaffte Feucht dem Referent bei den Zuhörern ein Image des Kenners des Nahostkonflikts und dessen über alle Zweifel erhabenen unparteiischen und gerechten Blicks auf die Situation der beiden Völker im Konflikt. Aber was man dann im Folgenden in Blickles Vortrag zu hören bekam, ließ Fragen aufkommen, wie eine solche Aufmerksamkeit und Hingabe für Juden in Deutschland und jüdische Belange mit dieser jetzt geäußerten gnadenlos kritischen Haltung dem israelischen Staat gegenüber zusammenpassen.
Dass Herr Blickle seinem Vortrag über Wirtschaftsethik zu Beginn das Thema Nahost voranstellte und über die Hälfte der Zeit über seine Anti-israelische Sicht der Politik des Staates Israel sprach, diente dem Zweck, eine offene Diskussion mit kritischen Fragen zu diesem Thema gleich im Keim zu ersticken. Eine solche war auch während der gesamten Friedenswochen in Metzingen nicht erwünscht. Blickle machte seine einseitige, Israel beschuldigende Haltung deutlich, darüber konnten auch seine steten Betonungen, er sei ein Freund Israels, nicht hinwegtäuschen. Er machte außerdem, stellvertretend für die Veranstalter der Friedenswochen, seinem Ärger Luft, indem er betonte, dass die entstandenen Kontroversen, ausgelöst vor allem durch den Artikel von Carola Eissler, für die Ziele der Veranstalter, sich auf ihre Weise mit Friedensfindung im Nahen Osten zu befassen, nicht dienlich seien. Der Artikel und die Veranstaltungen im Vorfeld hatten zur Folge gehabt, dass viele Christen aufgeschreckt wurden, die in der immer wieder scharfen Verurteilung Israels mittels der „Mauer“ und der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern, Antisemitismus aufkommen sahen. Und so griff er erst mal das „engagierte Pro-Israel Lager“ der evangelikalen Christen wegen ihrer uneingeschränkten solidarischen Haltung zu Israel an, und brandmarkte sie als die evangelikal-fundamentalistischen Israel Befürworter – die mit den orthodoxen religiösen fundamentalistischen Juden in Israel gleichzusetzen sind, welche den verpönten Siedlungsbau in Israel betreiben und verteidigen. Immerhin wurden die gläubigen Christen hier nicht mit den fundamentalistischen Moslems gleichgesetzt, obwohl das im Rahmen der Friedenswochen auch schon gehört worden war. Bei solchen Äußerungen zeigte sich, dass Herr Blickle, als auch die Veranstalter genau das machten, was sie der Verfasserin des Artikels, sowie auch den Kritikern ihres Programms vorwerfen: gegenseitige Schuldzuweisungen.
Reichlich anmaßend war dann die Belehrung seinerseits, wie die Freunde Israels, die ihre Solidarität durch eine Liebe und Leidenschaft zu dem Volk und dem Land ausdrücken wollen, ihre Haltung zu korrigieren haben: man soll sich „mit Israel Sorgen machen“ und „damit umgehen, was Israel an den Palästinensern versäumt“, wenn man Israels Freund ist. Abgesehen davon, dass manche Freunde Israels Herrn Blickles Ratschläge, wie mit Israel umzugehen ist, ganz bestimmt nicht brauchen, sehen die meisten das auch ganz anders. Da die Israelis die Eigenart haben, ihre eigene Gesellschaft und Politik, manchmal bis fast zur Selbstzerfleischung zu kritisieren, können sie sich sehr gut um ihre Probleme selber Sorgen machen und brauchen nicht die Besserwisser aus dem Ausland, die mit dem moralischen Finger auf sie zeigen. Gerade die Deutschen sollten sich da sehr zurückhalten. Aber wie schon mehrfach in diesen Metzinger Friedenswochen geschehen, schlägt auch Herr Blickle in dieselbe Kerbe, Israel einseitig zu verurteilen und wirft mit scharfen, nicht nachweisbaren, bzw. falschen Statements und Urteilen nur so um sich: „die rechtswidrige Besetzung Palästinas“ und „die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen durch die Sperranlage“ sind in diesen Friedens-Kreisen zu bevorzugten Schlagwörtern geworden. Auch hier kein Wort zu den Selbstmordattentaten, kein Wort zu der Unterdrückung und Vertreibung der christlichen Palästinenser durch ihre muslimischen Landsleute.
Von der vielbeschworenen Toleranz der Veranstalter dieser Friedenswochen blieb nicht viel zu merken, denn gegen diesen zu Tage tretenden Anti-Israelismus oder gegen die zweifelhaften „Friedensabsichten“ der Abrahams Herberge waren durchweg bei allen Veranstaltungen kritische Stimmen unerwünscht. Es war erschreckend zu sehen, wie die ideologische Beeinflussung bei den Abenden auf fruchtbaren Boden fiel und die Besucher sich entsprechend konditionieren ließen.
Traurig auch, wie bei einer von Kirchen organisierten Veranstaltung der Blick auf die Bibel mit den unzähligen Voraussagen Gottes für das Volk der Juden und die eingetretenen Erfüllungen völlig außer acht gelassen und verdrängt wurde. Statt dessen schließt man sich lieber an die allseits praktizierte Handhabung des Themas, die „Kritik am Staat Israel und dessen Politik“ ohne weiteres erlaubt. Dass dabei in Kauf genommen wird, dass, wenn vielleicht auch unbemerkt, ein Nährboden für Antisemitismus bereitet wird, lässt diesen Umkehrschluss zu: „Was dem Antisemiten früher der Jude war, ist ihm heute der Judenstaat.“